Hoefer Award
Aus Anlass des hundertsten Geburtstages von Karlgeorg Hoefer am 6. Februar 2014 und zur Erinnerung an ihren Gründer lobt die Schreibwerkstatt Klingspor Offenbach Förderkreis für internationale Kalligraphie e. V. den [Karlgeorg] Hoefer Award aus. Geehrt werden sollen Kalligraphen, die sich in hervorragender Weise durch Originalität und mit außergewöhnlichem Einsatz um Erhalt, schöpferische Weiterentwicklung des »Kulturgutes Schrift« und um die Wissensvermittlung auf dem Gebiet der künstlerischen Schriftgestaltung verdient machen.
Als äußeres Zeichen der Ehrung wird eine goldene Anstecknadel überreicht, die eine kunstvolle Nachbildung der von Karlgeorg Hoefer erfundenen und ehemals von der Firma Brause hergestellten und vertriebenen Schreibfeder »Brause 505« darstellt. Der Preis wird in der Regel alle zwei Jahre vergeben. Bis zu zwei Preisträger können im Rahmen einer Verleihung geehrt werden. Die Mitglieder der Schreibwerkstatt Klingspor Offenbach Förderkreis internationaler Kalligraphie e. V. können Kandidaten als Preisträger bis zum 30. Juni des Jahres vorschlagen, in dem der Hoefer Award verliehen werden soll. Erstmals fand die Verleihung im Jahre 2014 statt.
Die Entscheidung über die Benennung der Preisträger unter den Vorgeschlagenen trifft eine fachkundige Jury aus höchstens 5 Personen mit bester Kenntnis der internationalen Kalligraphie. Ihre Zusammensetzung bestimmt der Vorstand der Schreibwerkstatt Klingspor Offenbach Förderkreis internationaler Kalligraphie e. V. In ihr übernimmt kraft Amt der 1.Vorsitzende der Schreibwerkstatt die Aufgabe des Jury-Vorsitzes.
Die Ehrung mit dem Hoefer Award wird nach Möglichkeit mit dem Ankauf eines, die kalligraphische Arbeit des geehrten Künstlers repräsentierenden, aktuellen Werkes verbunden. Diese Ankäufe erfolgen zugunsten des Karlgeorg und Maria Hoefer Archives und gehen in dessen Eigentum über. Dieser Ankauf sollte jedoch nicht aus eigenen Mitteln der Schreibwerkstatt
Klingspor Offenbach erfolgen. Er wird, sollte ein Stifter gefunden werden, als »Stiftungsankauf für das Karlgeorg und Maria Hoefer Archiv« bezeichnet und in den Büchern geführt. Er ist anläßlich der Veranstaltungen zur Ehrung der Preisträger bei Präsentation des Werkes unter Anwesenheit des Stifters auch öffentlich zu benennen.
Verleihung an Lieve Cornil 2022
Lieve Cornil ist eine international renommierte Schriftkünstlerin, die mit der Gründung des European Lettering Institutes und ihrer Erfahrung als Leiterin viel für die Verbreitung der Schriftkunst geleistet hat. Grund genug für die Schreibwerkstatt ihr 2022 den Hoefer-Award zu verleihen. Die Ehrung fand am letzten Abend des Workshops der Sommerschule statt, bei dem sie mit launigen Einblicken in ihren Werdegang noch einmal bestätigte, dass wir mit ihr eine würdige Preisträgerin gewählt haben.
Mehr über Lieve Cornil
Verleihung an Thomas Ingmire 2019
Die Verleihung des Karlgeorg-Hoefer-Awards fand anläßlich eines Workshops statt, den Thomas Ingmire zusammen mit Ewan Clayton in Berlin in den Räumen der Akademie der Künste abhielt. Thomas Ingmire, der in Indiana/USA geboren wurde, zählt zu den herausragenden Kalligraphen unserer Zeit. Nach einem Master Abschluß in Landschafts-Architektur an der Universität von Kalifornien gestaltete er zunächst Landschaften ehe er, angeleitet von Donald Jackson, sich ganz der Kalligraphie widmete. Seine Aufnahme als erstes ausländisches Mitglied in die noble »Society of Scribes and Illuminators« förderte seine weiteren Studien.
Schon früh begann er, rund um den Globus zu unterrichten (1993, 2014, 2018 als Dozent der Schreibwerkstatt), wobei sein Augenmerk – auch das seiner eigenen Werke – auf der Erforschung der Kalligraphie als Medium der Bildenden Künste liegt. Seine Arbeiten befinden sich in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen der Vereinigten Staaten und Europas. Augenblicklich gestaltet er Künstlerbücher und arbeitet dabei mit vielen zeitgenössischen Dichtern zusammen, deren Texte er kalligraphisch umsetzt.
Thomas Ingmire lebt und arbeitet in San Francisco, Kalifornien
Verleihung an Denise Lach 2016
Mit großer Freude durften wir zwei Jahre nach Ewan Clayton Denise Lach, Mitglied unserer Vereinigung, Dozentin und Kollegin den Karlgeorg Hoefer Award überreichen.
Denise Lach ist eine der Kalligraphen, die sich von der starren griechisch-römischen Schrifttradition gelöst und der Schriftkunst neue Wege geöffnet haben.
Sie lebt in Frankreich, im Elsaß, Schnittpunkt zweier Kulturen: der römischen und wenn man so will der germanischen, unweit von Basel und Straßburg, Städte, die seit Jahrhunderten am europäischen Kulturaustausch teilhaben, ihn sogar maßgeblich befruchteten und den Süden mit dem Norden verbanden.
Denise Lach lehrte an der Schule für Gestaltung in Basel, unterrichtet bei Workshops von Mailand bis Hamburg und hat zudem mehrere bemerkenswerte Bücher verfaßt – zuerst Libres & egaux (Bücher und Ähnliches) und zuletzt »Schriftreise«, in dem sie graphische und kalligraphische Gestaltungsmöglichkeiten mit fremden Schriften aufzeigt.
Wie bei ihren Arbeiten Farbe, Form und Komposition in unnachahmlicher Meisterschaft zu-einander finden, macht ihre vorwiegend abstrakten Schriftbilder zu einem Augenschmaus.
Arne Wolf, der im Sommer 2013 verstorbene Lehrer, Typograph und Kalligraph, unterschied gerne zwischen apollonischen Alphabetschreibern und dionysischen Schriftkünstlern. Der Name Denise bedeutet »die dem Gott Dionysos Geweihte«. Daraus läßt sich schließen, daß sie schon allein deshalb eine dionysische Schriftkünstlerin sein muß – eine bedeutende noch dazu.
Verleihung an Ewan Clayton 2014
Wir gehen vorwärts und schauen dabei in den Rückspiegel.
(we go forward looking in a rearview mirror.)
Diese Aussage des Philosophen und Kommunikations-Wissenschaftlers Marshall McLuhan stand gewissermaßen als Motto über der Verleihung des »Hoefer Awards« an Ewan Clayton, den weltweit bekannten und verehrten Kalligraphen und Lehrer. Die Ehrung fand am 5. April 2014 im Rahmen einer Ausstellung im Karlgeorg und Maria Hoefer Archiv der Schreibwerkstatt Klingspor Offenbach statt. Der Preis, der in Erinnerung an den bedeutenden Schriftkünstler, Karlgeorg Hoefer, zum ersten Mal vergeben wurde, ist einmalig. Im Augenblick gibt es nichts Vergleichbares in der Welt der Kalligraphie. Ehrengäste und zahlreiche Mitglieder erlebten eine rundum gelungene Feier, die von Dr. Ingo Negwer mit Stücken des Barock-Komponisten Girolamo Kapsberger auf der Theorbe, einer langen Laute, musikalisch geadelt wurde. Nicht geadelt, aber schon einen Tag vorher mit dem MBE (Member of the British Empire)
ausgezeichnet, wurde Ewan Clayton von der Königin von England. Die Verleihung des »Hoefer Awards«, empfand Ewan Clayton wie er in seiner kurzen Dankesrede betonte, als besondere Auszeichnung und Ehre, gerade weil ihn Karlgeorg Hoefer sehr inspiriert hatte und viel Energie, bezogen aus den Begegnungen mit ihm, immer noch in sein Werk einfließe. Nach Abschluß der Laudatio, die sich mit dem äußerst interessanten Werdegang des Geehrten befaßte, erhielt Ewan Clayton die Brause-Feder 505 in Gold, angesteckt am Revers seines Anzugs, den dazu entworfenen Federhalter aus Grenadill-Holz, aus dem auch die Wirbel der Theorbe gefertigt waren, und eine Urkunde, die Auskunft darüber gab, warum er den »Hoefer Award« verdient hatte. Der anschließende gesellige Teil bot Zeit und Gelegenheit, die Ausstellung und die Erfrischungen zu genießen. Die Besucher, zu denen auch Jovica Veljovic, Dr. Stefan Soltek vom Klingspor Museum und Hans-Peter Kloppenburg, der Vorsitzende des Kuratoriums der Kloppenburg-Stiftung gehörten, erlebten einen Nachmittag, der eine Rückschau auf das Vermächtnis Karlgeorg Hoefers bot und gleichzeitig einen Ausblick auf die weitere Entwicklung der von ihm gegründeten Schreibwerkstatt erlaubte.